Schon seit Jahren verzeichnet die Tourismuswirtschaft in Deutschland kontinuierliche und deutliche Wachstumsraten. An dieser grundsätzlichen positiven Gesamtentwicklung haben auch Corona und Covid trotz der zwischenzeitlichen Einbußen in den beiden Jahren 2020 und 2021 letztlich nicht viel geändert. 2015 generierte der gesamte Tourismussektor in Deutschland direkt über 105 Milliarden Euro in der deutschen Wirtschaft, was 3,9 % des damaligen Bruttoinlandsprodukts entsprach. Die indirekten Effekte wurden auf weitere 76 Milliarden Euro geschätzt. Mehr als 2,9 Millionen Menschen sind direkt im Tourismussektor beschäftigt, was 6,8 % der Gesamtbeschäftigung entspricht.
Die Reiseexporte machten 2018 12,5 % der gesamten Dienstleistungsexporte aus. 2018 übernachteten 87 Millionen internationale Gäste in Deutschland, was einem Anstieg von 4,5 % gegenüber 2017 entsprach. Insgesamt wurden 2018 185,1 Millionen Touristenankünfte gezählt (3,8 % mehr als 2017), von denen 22 % aus dem Ausland kamen. Die drei wichtigsten Quellmärkte für Deutschland waren 2018 die Niederlande (12 %), die Schweiz (8,5 %) und die USA (7,7 %). 2018 wurden 419,6 Millionen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit zehn oder mehr Betten gezählt, was einem Anstieg von 4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Einnahmen aus dem internationalen Tourismus machten 2015 3 % der Gesamtexporte aus. Die Ausgaben der Besucher beliefen sich auf über 287 Milliarden Euro, wobei 224,6 Milliarden (78 %) der Einnahmen auf den Inlandstourismus entfielen, während Besucher aus dem Ausland 39,6 Milliarden (14 %) ausgaben.
Was versteht man unter Tourismuswirtschaft?
Seit der Gründung 1995 fungiert der „Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW)“ mit Hauptsitz in Berlin als Dachverband sowie Interessenvertretung der deutschen Tourismuswirtschaft. Aktuell gehören etwa 25 Tourismusunternehmen und Verbände dem BTW als Mitglieder an. Neben Fachverbänden wie dem DEHOGA („Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Bundesverband“) sowie RDA („Internationaler Bustouristik Verband“) gehören u. a. auch große Reiseanbieter wie „AIDA“, „Bentour Reisen“ und „DER Touristik“, die „DB“ und „Lufthansa“, die Reiseversicherung „ERGO“ und Hotel-Holding „DSR“ sowie diverse Dienstleister aus dem gesamten deutschen Tourismusbereich zum BTW.
Darüber hinaus sind auch die „Deutsche Hospitality (Steigenberger Hotels AG)“, „INFOX GmbH & Co. Informationslogistik KG“ sowie der „Europa-Park“ in Rust und der Zoo „Loro Parque“ in Puerto de la Cruz auf Teneriffa zurzeit BTW-Mitglieder. Laut Eigendarstellung setzt sich der Verband für die branchenübergreifenden Bedürfnisse sowie Interessen der deutschen Tourismuswirtschaft ein. Der BTW vertritt viele Unternehmen und Verbände aus den heterogenen und teilweise stark differenzierten Teilbereichen der Branche wie Luft-, Schienen- und Straßenverkehr, Gastronomie und Hotellerie, Kongress-Zentren, Reisebüros, Reiseveranstalter, Geschäftstourismus sowie Tourismusmarketing gegenüber der Politik und dem Gesetzgeber. Dabei plant und handelt der BTW nicht nur rein ökonomisch im Sinne der aktuell etwa 4,1 Millionen direkt und indirekt im deutschen Tourismus Beschäftigten (9 % aller Beschäftigten), sondern fördert auch Themen wie den Ausbau von Digitalisierung, Ökologie sowie Nachhaltigkeit und macht sich generell für die Reisefreiheit stark.
Wer zählt alles zur Tourismuswirtschaft?
Hierzulande versteht man unter dem Begriff Tourismuswirtschaft sowohl den ökonomisch bedeutenden sowie größtenteils und vielerorts von mittelständischen Betrieben geprägten Wirtschaftszweig Tourismus als auch eine Disziplin in der Wirtschaftswissenschaft. Häufig zur Unterscheidung im Erstgenannten herangezogen werden die beiden grundsätzlichen Perspektiven Angebot und Nachfrage. Beim Angebot erfolgt meist eine Differenzierung in die Teilbereiche Destinations-, Event- und Hotelmanagement nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten.
Im Bezug auf die Nachfrage werden in der Regel Individualreisen von Pauschalreisen unterschieden, wobei es aber fließende Grenzen und Überschneidungen zu Erholungsreisen, Freizeitgestaltung sowie Geschäftsreisen gibt. Tourismuswirtschaft als Gegenstand der Forschung und Lehre wird oftmals auch Tourismuswissenschaft genannt. Hierbei wird Tourismus als Teilgebiet der Freizeitbranche unter kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten untersucht. Ökonomisch und betriebswirtschaftlich bedeutsam ist die Perspektive Tourismusmanagement, die Vermarktung touristischer Angebote und Dienstleistungen wird unter dem Sammelbegriff Tourismusmarketing behandelt.
Seit dem Jahr 2005 ist der/die Kaufmann/Kauffrau für Tourismus und Freizeit ein offiziell staatlich anerkannter Ausbildungsberuf in der Nachfolge älterer Berufsbilder wie Reisebürogehilfe/-in und Reisebürokaufmann/-frau. Die Studienrichtung mit dem Abschluss Bachelor oder Master wird unter leicht voneinander abweichenden Bezeichnungen von Hochschulen in den Städten Heilbronn, Zittau und Görlitz sowie an Standorten der Hochschule Fresenius und an der privaten Fachhochschule SRH in Berlin angeboten.
Geschäftstourismus durch Reiseanbieter in Deutschland
Die Beliebtheit Deutschlands als Reiseziel ist bei internationalen Besuchern aller Art seit der Wiedervereinigung stetig gestiegen. Von Anfang der 1990er-Jahre bis 2019 stieg die Zahl der Reisen nach Deutschland von gut 34 Millionen auf fast 90 Millionen. Auch im internationalen Vergleich belegt Deutschland die Spitzenplätze als beliebtestes Kultur- und Städtereiseziel der Europäer, internationaler Messestandort in Europa für Konferenzen sowie auch führendes europäisches Ziel für Luxusreisen. Größer und umsatzstärker wird seither insbesondere der Bereich Geschäftsreisen.
Deutschland profitiert dabei natürlich von seiner zentralen und geografisch aus ganz Europa gut erreichbaren Lage. Außerdem beherbergen deutsche Großstädte wie Frankfurt am Main, Hannover, München, Nürnberg, Düsseldorf sowie Köln und Berlin einige der weltweit größten Messegelände und viele der regelmäßigen Ausstellungen dort gelten als richtungsweisend oder branchenführend.
Mit Ausnahme der beiden weiter oben bereits erwähnten Jahre 2020 und 2021, in denen die im Vergleich zu 2019 global insgesamt 500 Millionen oder 71 % weniger internationaler Ankünfte auch auf den Geschäftstourismus hierzulande negative Auswirkungen hatten, ist Deutschland als stärkste Volkswirtschaft im Herzen des europäischen Kontinents nach wie vor das mit Abstand führende Geschäftsreiseziel in der Region. Zahlreiche Reiseanbieter in Deutschland haben sich auf Dienst- und Geschäftsreisen spezialisiert. Mit zurzeit etwa 990.000 Arbeitsplätzen hat jeder dritte deutsche Arbeitsplatz im Tourismus einen Bezug zu diesem touristischen Bereich.
Reiseversicherungen für alle Fälle: Gut abgesichert unbeschwert verreisen
Reiseversicherungen sind Policen zur Deckung unvorhergesehener Schäden, die auf Reisen im In- oder Ausland entstehen können. Basisversicherungen decken in der Regel nur medizinische Notfälle im Ausland ab, während Vollkaskoversicherungen meist auch Reiserücktritt, Gepäckverlust, Flugverspätungen, Haftpflicht und andere Kosten abdecken. Reiseversicherungen sind risikobasiert und berücksichtigen eine Reihe von Faktoren, um festzustellen, ob Reisende eine Police abschließen können und wie hoch die Prämie sein wird.
Dazu gehören in erster Linie die jeweiligen Zielländer oder Reiseregionen, Dauer der Reise, das Alter der/s Reisenden, eventuelle Vorerkrankungen, Abenteuersportarten, Selbstbeteiligung bei Mietfahrzeugen und Mitnahme hochwertiger elektronischer Geräte. Bei einigen Policen wird auch der geschätzte Wert der Reise berücksichtigt, um den Preis zu bestimmen. Eine Police kann für eine einzige Reise und deren genaue Dauer oder zur Abdeckung einer unbegrenzten Anzahl von Reisen mit begrenzter Dauer innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden.
Die am häufigsten in dieser Reihenfolge abgeschlossenen Reiseversicherungen in Deutschland sind die Reiserücktritts-, Reisekranken-, Reiseunfall-, Reisegepäck-, Reiseabbruch- und Reiseumbuchungsversicherung. Diese Versicherungen können einzeln oder als Pakete bei den meisten Reiseanbietern, Verkehrsklubs wie etwa dem ADAC oder auch bei global tätigen Kreditkartenunternehmen abgeschlossen werden.
Reiseführer für Deutschland und den Rest der Welt: Wissen, wo es lang geht
Der Begriff Reiseführer ist auf den ersten Blick und paradoxerweise ein wenig irreführend, kann er in der deutschen Sprache doch sowohl den Fremdenführer oder Reiseleiter, die informative Publikation oder das Nachschlagewerk zu touristischen Destinationen als auch einen sog. Audioguide in gesprochener Form bezeichnen. In der Regel und hier in diesem Absatz ist jedoch die Rede von publizistischen Erzeugnissen, die von einem Verlag für die Zielgruppe Reisende, Touristen und Urlauber produziert sowie als analog gedrucktes Buch oder Heft bzw. heutzutage auch immer häufiger als digital nutzbare Apps für Smartphone und Tablet verkauft werden.
Erste Vorläufer heutiger Reiseführer waren die „Periplus“ als schriftliche Navigationshilfen samt Seerouten-Beschreibungen und die poetisch inspirierte „Periegese“ als literarischer Rundgang zu interessanten Orten, Bauwerken und Skulpturen sowie kuriosen Bräuchen im antiken Griechenland vor 2.000 Jahren. Im mittelalterlichen Arabien und Ägypten wurden sich geheimnisvoll gebende Reiseführer von Magiern sowie Alchemisten für Abenteurer und Schatzsucher verfasst. Reisebücher und Führer in Form von Erzählungen, Essays und Tagebüchern wurden in China zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert populär. Der erste deutsche Reiseführer (über Thüringen) erschien 1711, in Großbritannien gilt „Murray’s Handbooks for Travellers“ von 1836 als erstes diesbezüglich modernes Reisebuch.
Bedeutung für die Wirtschaft in Deutschland: Trotz Pandemie wieder aufwärts
2019, dem letzten „normalen“ Jahr vor der Corona-Krise, erwirtschaftete der Tourismus in der Bundesrepublik Deutschland gut 124 Milliarden Euro und damit 4 % der gesamten Wertschöpfung, was den Sektor mit Automobilindustrie und Maschinenbau nahezu gleich bedeutend macht. Der Spitzenplatz im renommierten „Ipsos Anholt Nation Brands Index“, der 50 führende Volkswirtschaften weltweit vergleicht, zeigt, wie stark die gesamte Marke Deutschland trotz hoher Einbuße sogar noch im Pandemiejahr 2020 war.
Dank seiner sehr guten Tourismus- und Verkehrsinfrastruktur, seines exzellenten Hotelpreisindexes und zahlreicher natürlicher und kultureller Ressourcen belegte Deutschland im „Travel & Tourism Competitiveness Report“ des Weltwirtschaftsforums 2019 einen sehr beachtlichen dritten Platz im Vergleich von 140 Ländern. Auch wenn die Corona-Pandemie natürlich in Deutschland genau wie fast überall rund um den Globus speziell den Tourismussektor hat einbrechen lassen, stieg doch im Zuge der Pandemie das Interesse vieler Einheimischen an Reisen und Urlaub zu Hause im eigenen Land. Um trotzdem die womöglich schon etwas älteren Englischkenntnisse nicht gänzlich einschlafen zu lassen, wurden auch unter deutschen Teilnehmern geführte Touren in englischer Sprache wie die Neuschwanstein Castle Tour besonders beliebt.